Rheinwaldhorn und Zerfreilahorn
Stein und Wasser,
die prägenden Elemente des Valsertals, äussern sich auch in den beiden berühmtesten
Berggipfeln der Länta. Das 3400 Meter hohe Rheinwaldhorn besticht mit seinem
umfassenden Firn- und Gletschermantel, während das felsige und etwas niedrigere
Zerfreilahorn mit seiner schlanken Pyramidenform die Menschen in seinen Bann
zieht. „Das Original steht in Graubünden“, sagen deshalb die Valser nicht ohne
Stolz, und in der Tat wird dieser solide Felszacken immer wieder als Matterhorn
Graubündens bezeichnet.
Dem Rheinwaldhorn gereicht zur Ehre, dass es innerhalb des Alpenbogens
als geologisches Gegenstück zur Monte-Rosa einen vergleichbaren Stellenwert
geniesst. Kaum von einem anderen Gipfel der
Alpen ist die Aussicht umfassender und weitreichender. Und der Aufstieg über
schmale Wege, Geröll, Fels und Eis ergibt von der Länta-Hütte SAC aus eine höchst
abwechslungsreiche Hochtour.
In der Geschichte des Alpinismus geniesst das Rheinwaldhorn einen Sonderstatus. Lange bevor die Engländer die Berge als "Playground" für sich und ihresgleichen entdeckten (und damit den Berg- und Alpentourismus begründeten), bestieg klammheimlich ein unerschrockener und den Naturwissenschaften zugewandter Mönch den Berg: Pater Placidus a Spescha (1752-1833). Dieser für seine Zeit auch in vielen anderen Belangen ungewöhnliche Mann wusste das, was wir heute als Freizeit zu bezeichnen pflegen, für ausgedehnte Exkursionen zu nutzen. Dabei gelangen ihm nicht nur zahlreiche Erstbesteigungen in den Quelltälern des Rheins. Er verfasste auch die ersten präzisen Touren- und Routenbeschreibungen auf Berge überhaupt.
Empfehlenswerte Literatur mit dem Originalbeschrieb der Erstbesteigung des Rheinwaldhorns: Placidus Spescha "Entdeckungsreisen am Rhein", Edition und Einleitung von Ursula Scholian Izeti, mit Fotografien von Lucia Degonda, Herausgegeben 2005, Chronos Verlag Zürich, ISBN 3-0340-0741-8