Der Gletscherpfad Länta – von der Länta-Hütte SAC zum Läntagletscher
Das „ewige Eis“ der Alpen schmilzt, und
die Veränderungen sind an jedem Gletscher sichtbar. Noch ist der Anblick des
Rheinwaldhorns meist jener einer
weissen Schnee- und Firnpyramide, und der Talschluss der Länta birgt bis heute einen
eindrücklichen, von Felsen durchbrochenen Gletscher. Aber, wie lange noch?
Die Wanderung von der Länta-Hütte durch
das Vorfeld hin zum
grauen Eisrand des Läntagletschers ist eine spannende Exkursion in eine karge Landschaft, die dem steten (und in Zeiten des Klimawandels) dem schnellen Wandel unterworfen ist.
Der "Gletscherpfad Länta" ist dabei kein klassischer Naturlehrpfad. Denn auf Tafeln, die unterwegs einzelne Prozesse und Entwicklungen aufzeigen, setzt man vergebens. Es war einerseits nicht die Absicht der Wegbauer, die Natur zum Freilichtmuseum zu degradieren. Andererseits hätten solche Instellationen auch gar keine Chance, langfristig den Naturgewalten zu trotzen. Einzig auf Felsen gemalte Routenmarkierungen und
die Jahreszahlen des Gletscherrückzuges weisen den Weg. Das macht es zusätzlich spannend und schärft die Sinne. Antworten auf all die Fragen, die auf der Exkursion entstehen, erhält man in der Länta-Hütte, wo eine kleine Ausstellung zur
Klima-und Gletschergeschichte des Valsertales frei zugänglich ist.
Wanderroute: Länta-Hütte SAC - westliche Talseite - Läntagletscher – östliche Talseite - Länta-Hütte SAC (alpine Rundwanderung)
Wanderdistanz: 6 km hin und zurück, alpiner Route mit zum Teil längeren weglosen Abschnitten auf Sand und Geröll.
Wanderzeit:
3 h hin und zurück. Wir empfehlen aber mindestens vier Stunden einzurechnen, für genügend Zeit am Eis und in der Moränenlandschaft.
Höchster
Punkt: Stirn des Läntagletschers, ca. 2400 m ü.M.
Schwierigkeit: meist T3, einige Stellen T4. Da immer wieder Bäche und Errosionsgräben überquert werden müssen, ist das ganze Gebiet bei Starkregen (Gewitter) und Hochwasser vorsichtshalber zu meiden.
Markierung: weiss-blau-weiss, zusätzlich Steinmännchen und ein Wegweiser mit Standorttafel und Höhenangabe vor der Zunge des Läntagletschers.
Ideale
Wanderzeit:
Anfang/Mitte Juli – Mitte Oktober
Landkarte: Wanderkarte Vals 1:50‘000, LK 1:25‘000 Blatt 1253 Olivone
Höhepunkte: Gletschervorfeld mit alten
Moränenwällen, riesigen Schotterfluren und Sandbänken. Zahlreiche Wasserläufe, Tümpel, Drumlins und Rundhöcker. Der Läntagletscher mit seiner flachen und gut begehbaren Zunge. Die historischen
Gletscherstandsmarkierungen entlang der ganzen Route. Die Länta als U-förmiges Trogtal mit seitlichen Hängetälern, Karen und gewaltigen, vom eiszeitlichen Gletscher geschliffenen Gneiswänden, der Gletscher-Petersbart und die geschützte Grasnelke als typische Vertreter der Pioniervegetation.
Tipp: Schon auf dem Hüttenweg begegnet man in der Landschaft einem reichen Formenschatz, gestaltet vom eiszeitlichen Läntagletscher. Beachtung verdienen insbesondere folgende Standorte:
A Vom Parklpatz bei der Kapelle Zerfreila aus öffnet sich sich ein wunderbarer Blick über den Stausee auf das Zerfreilahorn. Sowohl das tief in die Felsen gehobelte Seebecken als auch die auffallenden Moränenwälle seitlich des vom Zerfreilahorn abfliessenden Hornbaches sind die modellhaften Zeugnisse eiszeitlicher Gletscheraktivität.
B Kurz vor und nach der Kanalbrücke windet sich Weg und Fahrstrasse dem Stausee entlang um kleine Kurven. Diese Markieren die Kämme übereinander gelagerter Seitenmoränen des Kanalgletschers, der hier früher aus seinem eng geschnittenen Tal hinaus in die Ebene von Zerfreila trat (heutige Seemitte). Während mehrerer Höchststände floss dort der Kanalgletscher mit dem grösseren Läntagletscher zusammen und richte mit diesem eine gemeinsame Zunge in Richtung Vals aus.
C Beim Ochsenstafel, kurz vor der Überquerung des Valser Rheins, ducken sich zwei kleine Holzschuppen an einen auffalenden Felsbuckel. Bei diesem Felsen handelt es sich um einen mächtigen Rundhöcker, der über seine flach und glatt pollierte Westseite einfach bestiegen werden kann. Typisch für einen Rundhöcker sind die Gletscherschrammen, die sich in der ehemaligen Fliessrichtung des Eises über den polierten Felskörper erstrecken, wärend die steile Abbruchkante die Leeseite markiert, in dessen Schutz sich heute die beiden Holzhütten stellen.
Gleich neben dem Rundhöcker, bei der Überquerung des Valser Rheins auf einer Naturbrücke, sind mit Blick gegen das unter dem Fels durchfliessende Wasser, schöne Sichelwannen, glazifluviale Erosionsrinnen und eine kleine Gletschermühle zu sehen.